Die Sorbitunverträglichkeit ist zwar noch recht unbekannt aber dennoch weit verbreitet – vor allem wenn bereits eine andere Nahrungsmittelunverträglichkeit besteht. Wenig erforscht aber durch eine entsprechende Ernährung gut zu behandeln, ist die Erkrankung oftmals unbemerkt für erhebliche Beschwerden verantwortlich.
Sorbitunverträglichkeit
Was ist eine Sorbitunverträglichkeit?
Bei einer Sorbitunverträglichkeit, die auch als Sorbitolmalabsorption oder Sorbitolintoleranz bezeichnet wird, ist die Aufnahme von Sorbitol im Dünndarm gestört oder gänzlich unmöglich. Hierdurch kann es zu erheblichen Beschwerden kommen, selbst wenn nur geringe Mengen aufgenommen werden.
Was ist Sorbit?
Beim Sorbit oder Sorbitol handelt es sich um einen Zuckeralkohol, der aus Glukose, Fruktose oder Sorbose entstehen kann. Er wird vom menschlichen Körper selbst hergestellt, wird aber vor allem dem Körper durch zuckerfreie Produkte, Medikamente, Obst und sogar Bier zugeführt.
Sorbitol hat etwa 40 bis 60 Prozent der Süßkraft von Haushaltszucker, also der Saccharose. Allerdings hat es deutlich weniger Kalorien als dieser und verursacht auch weniger Kariesschäden.
Wie viele Menschen sind von einer Sorbitolunverträglichkeit betroffen?
Selbst zahlreiche gesunde Menschen berichten nach der Einnahme von mindestens fünf Gramm Sorbitol über Verdauungsbeschwerden. Bei zehn Gramm sind von derlei Problemen sogar etwa 50 Prozent aller Erwachsenen betroffen.
Dabei zeigt sich, dass Afroamerikaner und Asiaten scheinbar häufiger unter einer Sorbitolunverträglichkeit leiden, als Kaukasier. Insgesamt kommt es damit bei 30 bis 75 Prozent aller Erwachsenen zu erheblichen Störungen nach dem Verzehr entsprechender Produkte.
Ursachen und Risikofaktoren einer Sorbitunverträglichkeit
Was passiert bei einer Sorbitunverträglichkeit im Körper?
Sorbitol wird passiv im Dünndarm aufgenommen, das allerdings deutlich langsamer als Fruktose, Glukose und Galactose. Kommt es zu einer Störung oder wird der Zuckeralkohol in größeren Mengen verzehrt, wird er nicht oder nicht vollständig aufgenommen. Dadurch gelangt der Zuckeraustauschstoff in den Dickdarm. Hier wird er durch Bakterien verstoffwechselt und beginnt zu gären. Dadurch entstehen Beschwerden im Verdauungstrakt.
Welche Arten der Sorbitunverträglichkeit gibt es?
Es gibt nur eine Art der Sorbitunverträglichkeit. Lediglich der Schweregrad kann sich unterscheiden. Zudem tritt die Intoleranz häufig in Verbindung mit einer Fruktoseintoleranz oder einer Fruktosemalabsorption auf.
Bei der Fruktoseintoleranz ist auch das Sorbit dringend zu meiden, denn der Zuckeralkohol wird während des Stoffwechsels zu Fruktose umgebaut. Auch bei der Fruktosemalabsorption kann es sinnvoll sein, auf Sorbitol zu verzichten. Beide Zuckerarten konkurrieren um den gleichen Transporter im Darm, weswegen Sorbitol die Symptome der Malabsorption noch verschlimmern kann.
Wie entsteht eine Sorbitunverträglichkeit?
Die Entstehung der Sorbitunverträglichkeit ist bisher noch nicht erforscht. Aufgrund des häufigen, gemeinsamen Auftretens mit einer Fruktoseunverträglichkeit wird allerdings vermutet, dass ähnliche Ursachen dafür verantwortlich sind.
Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Sorbitunverträglichkeit?
Die Entstehung einer Sorbitunverträglichkeit oder auch das Auftreten von Symptomen kann durch die folgenden Risikofaktoren begünstigt werden:
- Bestehende Fruktosemalabsorption
- Bestehende hereditäre Fruktoseintoleranz
- übermäßige Aufnahme von Sorbit
- Laktoseintoleranz
- Reizdarmsyndrom
Vor allem bei einer bereits bestehenden Intoleranz gegen Laktose oder Fruktose ist das Risiko besonders hoch, ebenfalls unter einer Sorbitunverträglichkeit zu leiden. In 70 bis 90 Prozent aller Fälle zeigen sich kombinierte Unverträglichkeiten.
Welche Symptome treten bei einer Sorbitunverträglichkeit auf?
Bei einer bestehenden Sorbitunverträglichkeit treten üblicherweise die folgenden Symptome auf:
- Übermäßige Blähungen und ein Blähbauch mit „Winden“
- Bauchschmerzen und –krämpfe
- Durchfall
- Übelkeit
- Starke Darmgeräusche
Wann solltest Du bei einem Verdacht auf Sorbitunverträglichkeit zum Arzt gehen?
Treten die oben genannten Symptome auf, solltest Du einen Arzt aufsuchen um die zugrundeliegenden Ursachen abzuklären. Hierbei kann es hilfreich sein, im Vorfeld ein Ernährungsprotokoll zu führen. Notiere hierin, was, wie viel und wann Du isst und welche Beschwerden auftreten. Bedenke dabei auch die Einnahme von Medikamenten, Kaugummi, Getränke und Genussmittel, wie Wein und Schokolade.
Der Arzt kann hieraus bereits einige Rückschlüsse auf mögliche Auslöser und Unverträglichkeiten ziehen. Hierdurch wird es auch für Dich selbst einfacher, riskante Lebensmittel auszumachen. Ist es vielleicht ausgerechnet der Lieblings-Smoothie, der zu Blähungen führt oder treten diese erst in Verbindung mit anderen Speisen auf?
Diagnose einer Sorbitunverträglichkeit
Die Sorbitunverträglichkeit wird in der Regel durch einen Atemtest diagnostiziert. Hierbei wird eine festgelegte Menge des Zuckeralkohols aufgenommen und in bestimmten Zeitabschnitten der Wasserstoffgehalt der Ausatemluft kontrolliert.
Bei der Sorbitunverträglichkeit ist es darüber hinaus sinnvoll, auch Tests auf andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten durchzuführen.
Behandlung einer Sorbitunverträglichkeit
Kann eine Sorbitunverträglichkeit behandelt werden?
Behandelt wird die Sorbitunverträglichkeit durch eine entsprechende, möglichst sorbitfreie oder zumindest sorbitarme Ernährung. Zudem solltest Du darauf achten, ob regelmäßig einzunehmende Medikamente Sorbitol enthalten und gegebenenfalls gegen sorbitfreie Alternativen ausgetauscht werden können. Entsprechende Mittel gegen die Sorbitunverträglichkeit gibt es bisher nicht.
Muss ich Sorbitol vollständig meiden?
Nicht in jedem Fall. Die individuelle Verträglichkeit von Sorbitol schwankt stark. Das heißt, dass einige Menschen problemlos sorbithaltige Speisen verzehren können, solange keine allzu großen Mengen davon auf dem Speiseplan landen. Andere leiden bereits nach wenigen Bonbons oder dem Kauen von Kaugummi an den Beschwerden der Unverträglichkeit. Durch ein Ernährungsprotokoll und eine Ernährungsberatung kannst Du herausfinden, wo Deine persönliche Grenze liegt und auch, in welcher Lebensmittelkombination die stärksten Beschwerden auftreten.
Ernährung
Auf was ist bei der Ernährung zu achten?
Die Regel bei einer Sorbitunverträglichkeit klingt einfach: Meide Sorbit oder reduziere den Verzehr zumindest auf Dein individuell verträgliches Maß. Im Alltag ist das meist nicht ganz so einfach, da der Zuckeralkohol auch „versteckt“ enthalten sein kann. Hier ist also genaues Hinsehen und einiges Wissen gefragt.
Tipp: Bei einer Sorbitunverträglichkeit kann eine Ernährungsberatung sinnvoll sein, um typische Quellen für den Zuckeralkohol zu entlarven und die individuelle Verträglichkeitsgrenze zu finden.
Welche Nahrungsmittel enthalten Sorbit?
Häufig enthalten ist der Zuckeralkohol beziehungsweise Zuckeraustauschstoff in den folgenden Lebensmitteln und Produkten:
- Zahnfreundliche beziehungsweise zuckerfreie Kaugummis, Bonbons und Süßigkeiten
- Zuckerfreie beziehungsweise Diät-Fertigprodukte
- Spezielle Lebensmittel für Diabetiker
- Steinobst, wie Aprikosen, Marillen, Pfirsiche und Pflaumen
- Süßungsmittel Kernobst, wie Äpfel und Birnen Trockenfrüchte - Speiseeis, vor allem zuckerreduzierte Varianten
- Fertiggerichte und Fertigmischungen
- Fertig-Desserts, wie Kekse, Kuchen, Muffins und andere Backwaren sowie Müsliriegel
- Nahrungsergänzungsmittel
- Medikamente
- Fertiggewürze
- Saucen
- Süßgetränke und Säfte
- Milchprodukte mit Fruchtzucker oder Früchtezusatz, beispielsweise Fruchtjogurt oder Früchtequark
Zusatzstoffe, hinter denen sich Sorbit verbirgt
Eine Form von Sorbit versteckt sich hinter zahlreichen E-Nummern. Darunter:
E 420, E432, E433, E434, E435, E436, E491, E492, E493, E494, E495
Unbedenklich sind hingegen E 202 und E 203, auch wenn deren Bezeichnungen Kalium- und Kalziumsorbat an den Zuckeraustauschstoff erinnern.
Tipps um die Sorbitunverträglichkeit zu umgehen
Wie bereits erwähnt, solltest Du beim Einkauf genau auf die Zutatenliste schauen. Bedenke dabei, dass künstlich zugesetztes Sorbit zwar als Zutat deklariert werden muss – nicht aber der Zuckeralkohol aus natürlichen Quellen, wie beispielsweise Obst.
Lebensmittel, die natürlicherweise kein oder nur sehr wenig Sorbit enthalten, und daher unbedenklich sind, sind beispielsweise:
- Obstsorten, wie Bananen, Litschi und Rhabarber
- Gemüsesorten, wie Tomaten (frisch), Paprika, Oliven, Spinat, Spargel, Kohl, Pilze (gegart), Gurken, Sellerie, Kürbis, Karotten, Pastinaken, Mangold, Zucchini und Erbsen
- Fleisch und Geflügel
- Fisch
- Eier
- Wurstwaren, sofern diese nicht mit Zusätzen und Konservierungsstoffen versehen sind, die Sorbit enthalten
- Getreide
- Nudeln und Kartoffeln
- Samen, Kerne und Nüsse
- Milchprodukte, pur – also ohne Zusatz von Frucht oder Fruchtzucker
- Kräuter und Salat
- Wasser, Kaffee, Tee (ausgenommen Früchtetees)
Der Spezialfall: Zahnpasta und Mundspülung
Zahnpflegeprodukte wie Mundspülungen aber auch Zahnpasta enthalten in nahezu jedem Fall Sorbit. Da diese aber nicht geschluckt werden, ist der Sorbitgehalt unbedenklich. Anders verhält es sich bei Menschen, die größere Mengen davon verschlucken könnten – beispielsweise Kindern. Hier ist es dann ebenfalls ratsam, auf sorbitfreie Varianten auszuweichen.
Quellen:
- Martin Raithel: Kohlenhydratmalassimilation häufig vorkommender Mono- und Disaccharide: Abgestuftes diagnostisches Vorgehen und Differenzialdiagnosen. In "Deutsches Ärzteblatt", 110(2013), 46, ISSN 0012-1207
- D. Rittweger-Heiligmann: Die Bestimmung von Sorbit in Backwaren. In "Fresenius' Zeitschrift für Analytische Chemie", 238(1968), 1, S. 44 - 44, ISSN 0016-1152
- U. Ganzer: Sorbit-Dehydrogenase in menschlicher Epidermis. In "Archiv für Klinische und Experimentelle Dermatologie", 229(1967), 3, S. 300 - 303, ISSN 0340-3696
- K. Rett: Beeinflußbarkeit einer insulin-induzierten Hypoglykämie durch Fructose und Sorbit. In "DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift, 111(1986), 20, S. 780- 784", ISSN 0012-0472
- G. Winkhaus: Eine Mikrobestimmung von Methoxygruppen in Xylit- und Sorbit-Derivaten. In "Fresenius' Zeitschrift für Analytische Chemie", 209(1965), 3, S. 430 - 430, ISSN 0016-1152
- M. Sachs: Wiederholte perioperative Applikation von Fructose und Sorbit bei einer Patientin mit hereditärer Fructoseintoleranz (HFI). In "Z Ernährungswiss", 32(1993), 1, S. 56 - 66, ISSN 0044-264X
- Marianne Spittel: Sorbit als Zuckeraustauschstoff in Diabetiker-Backwaren. In "Fresenius' Zeitschrift für Analytische Chemie", 214(1965), 2, S. 124 - 125, ISSN 0016-1152